6. Dezember 2018 bis 27. Januar 2019
Im dritten und letzten Teil seiner Ausstellungstrilogie Zeichen & Wunder präsentiert der Künstler und Kurator Andreas Oehlert fünf außergewöhnliche zeichnerische Positionen der Gegenwartskunst. Die eingeladenen KünstlerInnen Anja Buchheister, Motoko Dobashi, Christine Rusche, Christian Schwarzwald und Heidi Sill stellen in ihren eigens für die Ausstellung entstandenen Rauminstallationen die traditionelle Zweidimensionalität der Zeichnung infrage. Selbstbewusst erweitern sie den Gattungsbegriff, da ihre Zeichnungen nicht auf den flachen Bildträger beschränkt sind, sondern den Ausstellungsraum, teils faktisch, teils gedanklich einbeziehen. Zeichnung wird volumenhaft, flache Bildträger werden zu dreidimensionalen Illusionsräumen transformiert, architektonischer Umraum wird durch skulpturale oder installative Verfahren in die Kompositionen einbezogen.
Christian Schwarzwald sprüht seine Zeichnungen direkt auf die Wände des 30 Meter langen Gangs des Kunsthauses. Diese freien, an Vegetation erinnernden Wandzeichnungen werden von großformatigen Kohlezeichnungen überlagert, die detailliert die Oberflächenbeschaffenheit eines Baumstamms wiedergeben. Es entsteht die Vorstellung einer Allee, durch die der Betrachter flaniert. Auch Christine Rusche entwickelt ihre Raumzeichnungen stets für den konkreten Ausstellungsort. Direkt auf die Wand gezeichnet, reflektiert die Bildebene die Beschaffenheit der jeweils spezifischen Architektur und ein Dialog zwischen realer und fiktiver Raumstruktur entsteht. Anja Buchheister verbindet Cut-Out-Objekte und -Installationen mit gerahmten Zeichnungen zu einer raumgreifenden Inszenierung, die zwischen Zwei- und Dreidimensionalität changiert und mit der Wahrnehmung des Betrachters spielt. Mit Tuschestiften zeichnet Heidi Sill auf die Wand des Ausstellungsraums. Die verschlungene Lineatur, die medizinisches Archivmaterial abstrahiert, verbindet sie mit zarten Gliederketten und Strängen aus Echthaar zu einer assoziationsreichen wie diffus beunruhigenden Rauminstallation. Motoko Dobashi verbindet in ihrer Wandarbeit zeichnerische Elemente mit einer speziell für die Installation geschaffenen Papiertapete die das Motiv eines Origami zeigt. Dabei bilden die gezeichneten, amorphen Wolkenformationen und die geometrischen Faltungen einen spannungsreichen Kontrast.
Die für das Kunsthaus entwickelten ephemeren Rauminstallationen aller fünf Künstler bewegen sich hybrid zwischen den Gegenpolen Fläche und Raum. So heterogen die Werke im Hinblick auf künstlerische Verfahren auch sind, so haben sie doch gemein, dass die Anwesenheit und Wahrnehmung eines betrachtenden Gegenübers elementare Bestandteile sind. Alle fünf Rauminstallationen fordern die Bewegung des Betrachters, seiner Augen wie seines Körpers.