Werkschau Christian Petzold
Seit seinem Kino-Debüt DIE INNERE SICHERHEIT im Jahr 2000 hat Christian Petzold neben der ausgezeichneten Fernsehproduktion TOTER MANN (2001) fünf bestechende Filme inszeniert: WOLFSBURG (2003), GESPENSTER (2005) YELLA (2007), JERICHOW (2008) und BARBARA (2012). Eine anhaltende Erfolgsgeschichte, die 2013 in die Verleihung des Helmut-Käutner-Preises der Stadt Düsseldorf an Petzold mündete. Die Jury würdigte „seine intellektuelle Brillanz, seinen Sinn für zupackende Geschichten und überraschende Perspektiven, die dem aktuellen deutschen Kino mit jedem neuen Film innovative und inspirierende Kraft verleihen.“
Christian Petzold, 1960 in Hilden geboren, ist ein cinephiler, reflektierter Regisseur mit Gespür für Nuancen, Genauigkeit und Stimmigkeit sowie ein belesener Künstler, der mit Adorno und Proust, Simenon oder Tschechow, Murnau, Rossellini, Hawks und anderen in lebendigem Austausch steht. In einem Interview beschreibt er Parallelen in seinem Film YELLA zur Kurzgeschichte Ein Vorfall an der Owl-Creek-Brücke von Ambrose Bierce. Petzold spielt in seinem Film ebenfalls mit der Wahrnehmung von Zeit und Wirklichkeit und nennt Yellas Todesphantasie ihr „nicht gelebtes Leben“, ein Ausdruck, der auf seine übrigen Protagonisten Anwendung finden kann: Figuren die aus der Zeit oder einer anderen Ordnung gefallen sind.
Christian Petzolds Werke sind in gewisser Weise auch Heimatfilme, weil sie viel von dem Land erzählen, in dem die Menschen unbehaust umherirren. Konsequenterweise sind die Schauplätze häufig Zwischenbereiche: Straßen, Raststätten, zersiedelte Randlagen, Autos, in denen Menschen vereinzelt unterwegs sind. „Sie trennen den Fahrer von dem Außen: Drinnen ein Ich, draußen ein Film“, sagt Petzold. Bei ihm ist das Drama nicht wichtiger als der Schauplatz. In seinen klaren und fantasievollen Erzählungen von Menschen, die außer Tritt und in Gefahr geraten, übersetzt sich die mythische Welt des Kriminalfilms in aktuelle deutsche Wirklichkeit. Vermeintliche filmische Leerstellen, in denen Blicke, Gesten und die Art, wie sich jemand bewegt, von Bedeutung sind, erfordern genaues Beobachten und lassen Christian Petzolds Filme zu einem reichen Resonanzraum werden, der lange im Betrachter nachklingt.
Wir zeigen sämtliche Lang- und ausgewählte Kurzfilme von Christian Petzold, darunter ? als Premiere ? seinen Abschlussfilm an der Filmakademie, PILOTINNEN (1995) sowie seine Fernsehfilme CUBA LIBRE (1996), DIE BEISCHLAFDIEBIN (1997) und TOTER MANN. Letzteren in Anwesenheit des Regisseurs.
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