Georg Wilhelm Pabst (1887 - 1967) zählt - neben Fritz Lang, F.W. Murnau und Ernst Lubitsch - zu den großen Namen des klassischen deutschen Films. Er gilt als Regisseur der Neuen Sachlichkeit und als Exponent eines sozial-humanistisch engagierten Kinos. Der Meister der Zwischenstimmungen und fließenden Montage, die ihn neben seiner Photogénie auszeichnet, besaß ein außerordentliches Talent für magische Kinobilder und ideale Rollenbesetzungen. Er gilt auch als Regisseur von Frauen: Louise Brooks, Greta Garbo, Asta Nielsen, Henny Porten und Brigitte Helm waren seine Stars in den 20er und 30er, Elisabeth Müller in den 50er Jahren.

Das Filmhaus widmete G. W. Pabst, wie er sich selbstnannte, vom 6. Januar bis 19. März 2017 eine umfassende Retrospektive. Wir zeigen neben den stummen und tönenden Meisterwerken neu zu entdeckende Filme aus seiner mehr als drei Dekaden umfassenden Schaffenszeit und laden mit neu restaurierten Filmen und vielen Nürnberg-Premieren zu einer Sichtung nahezu des Gesamtwerks ein – wo immer möglich mit analogen 35-mm-Kopien.

Trotz seiner Bedeutung und seines Stellenwertes war G. W. Pabst jahrzehntelang der „große Unbekannte“, was auch mit der Zerstreutheit und Fragmentierung seines Werks zusammenhängt, das vielfach zensiert und verstümmelt wurde. Sein Schaffen reflektiert in besonderer Weise seine Entstehungsbedingungen, seine Entwicklung verläuft nicht linear. Er musste sich verschiedensten Produktionsbedingungen anpassen, arbeitete im Deutschland der Weimarer Republik, deren soziale Diskrepanzen er kontrastierend abbildete und im Exil – zunächst in Frankreich. Dort gelangen ihm politisch-romantische Melodramen, die dramaturgisch ausgewogen und dicht an der Zeitgeschichte eine spannende Geschichte erzählen. Zehn Jahre vor Fritz Langs Agentenfilmen in Hollywood sprechen sie direkt oder indirekt von Entfremdung und Exterritorialisierung, von Spionage und Gegenspionage– und vom Krieg.

Hollywood beschäftigte ihn 1934 für einen Film, fünf verfasste Drehbücher vermochte er dort nicht zu realisieren. Auch eine endgültige Emigration in die USA scheiterte 1939 unglücklich. Pabst blieb schließlich in Deutschland – was ihm den Ruf eines Opportunisten eintrug – und seine Nachkriegskarriere behinderte. Nach dem Krieg produzierte er zunächst in Österreich, kurz in Italien, wo er auch erfolgreich Opern in der Arenadi Verona inszenierte und letzlich in der Bundesrepublik des Wirtschaftswunders.

Um sein Werk dennoch zu fassen, wurde es kategorisiert, auch er selbst wurde mit Etiketten versehen: der „rote Pabst“ im Hinblick auf seine völkerverbindenden Tonfilme WESTFRONT 1918 (1930), KAMERADSCHAFT(1931) und DIE 3-GROSCHEN-OPER (1931), der Pabst des Exils, der Remigration und der zu „vernachlässigenden “Nachkriegsära. Vor Hitlers Machtübernahme 1933 war G. W. Pabst auf der Höhe seines Ruhms, die bis dahin entstandenen Stumm- und Tonfilme zählen zum Kanon der Filmklassiker. Den Großteil des Exils- und Spätwerks gilt es neu zu entdecken.

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