In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren entstand im Iran wie im vielen Ländern zu jener Zeit eine Form des „anderen Kinos“. Es unterschied sich in seiner Erzählweise und Entstehungsstruktur vom kommerziellen Unterhaltungskino durch seine Vorliebe für Alltagsgeschichten, der reflexiven Auseinandersetzung mit dem Kino, der Vermischung von Spiel- und Dokumentarfilm und dem Einsatz von Laiendarstellern. Cinémagarané Pichro (Avantgardekino) oder Cinéma Motofavèt (Das andere Kino) genannt, gaben unabhängige Autorenfilmer dem iranischen Film den Grundstein für seinen Ruf in der Welt.

Parviz Kimiavi gehörte zu den erste Vertretern dieser Richtung, Abbas Kiarostami wurde später zum populärsten. Das Filmhaus Nürnberg präsentiert diesen Monat drei Filme als kleine Hommage an den dieses Jahr verstorbenen Abbas Kiarostami und zeigt zeitgleich fast das Gesamtwerk Parviz Kimiavis, dessen eigenständige Arbeiten in den letzten Jahren weltweit wiederentdeckt werden.

1939 in Teheran geboren, wuchs Parviz Kimiavi zwischen 1946 und 1959 in Nishapur, einer Stadt im Nordosten des Iran auf. Die 14000 Einwohnerstadt, am Rande eines schneebedeckten Gebirges gelegen, beeinflusste Kimiavis filmische Entwicklung sehr. Er lernte die Verrückten Nishapurs kennen, die Geschichtenerzähler und auch die Bildervorführer. Kinos gab es noch nicht, ebenso wenig Fernsehen. Ein Lehrer animierte ihn, mit Leuten in den verschiedenen Stadtvierteln Kontakt aufzunehmen und das von ihnen Erfahrene zu dokumentieren. Parviz Kimiavi erlernte das Kinohandwerk in Paris an der Ecole Nationale de Photo et de Cinéma und am Institut des Hautes Études Cinématographiques, wurde Cutter und Regieassistent für das französische Fernsehen. Nach seiner Rückkehr in den Iran entstand sein preisgekröntes filmisches Schaffen. Heute lebt der Filmemacher in Franken. Seine Filme sind hier noch völlig unentdeckt.

Als Sohn eines Freskenmalers drehte Abbas Kiarostami bereits in den 1970er und 80er Jahren vor allem Kurz- und Dokumentarfilme und gestaltete dadurch die Filmabteilung der Kanun mit, die „zur Förderung der intellektuellen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen“ im Zuge der neuen Bildungspolitik Mitte der 1960er im Iran gegründet wurde und die Islamische Revolution 1979 überdauerte. Auf den ersten Blick mutet das Kino Kiarostamis einfach und direkt an, beim zweiten Blick hingegen eröffnet sich ein Universum verschiedener Ebenen und Bedeutungen: Seine Filme sind im modernen Sinne selbstreflexiv, sie richten das Kinematografische mit der Rückkehr zu scheinbar einfachen Elementen neu aus.
 

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