Hommage Yasujirō Ozu
27.10. bis 1.11.2023
Kaum ein anderer Regisseur wurde und wird so leidenschaftlich verehrt, in Texten und Filmen beschworen wie Yasujirō Ozu. Sein Universum umfasste dabei oft nicht mehr als eine einzige Familie und ist doch, so japanisch es auch sein mag, allgemeingültig. Im Umgang von Mann und Frau, Kindern und Eltern, Nachbarn und Kollegen miteinander forschte der Regisseur nach Wandlungen, Brüchen und Krisen der ganzen Gesellschaft. In Ozus Filmen erkenne man, so Wim Wenders, die Familien aller Länder der Welt wieder, seine eigenen Eltern und Geschwister und nicht zuletzt sich selbst.
„Obwohl ich von den anderen als jemand gesehen werde, der immer das gleiche macht“, äußerte sich Ozu einmal über sich, „ist jedes Werk für mich ein neuer Ausdruck und jedes Werk, das ich verfertige, entstammt einem neuen Interesse. Das ist wie bei einem Maler, der immer ein und dieselbe Rose malt.“ Yasujirō Ozus Rose ist die Familie. Seine Filme, die durch eine Schlichtheit von unerhörtem Reichtum gekennzeichnet sind, erzählen von Eltern und Kindern und über die langsame Lösung dieser Bindung durch die Zeit oder die jähe Zäsur des Todes. Sie sind durchdrungen vom Bewusstsein der unvermeidlichen Flüchtigkeit des Lebens, der Trauer um den Fluss der Dinge, dem süßen nostalgischen Gefühl beim Fallen der Kirschblüten – dem klassischen japanischen Stimmungsbild und ästhetischen Leitbegriff „mono no aware“. Die Rose, die Ozu immer wieder malt, ist eine welkende. Aber in seinem konzentrierten Blick überlebt die Hoffnung, dass das, was mit jeder Trennung verlorengeht, nicht auf ewig verloren sei.
Seine Regie-Laufbahn begann Ozu 1927 mit einem heute verschollenen jidai geki (Historienfilm). Danach wendete er sich fortan dem gendai geki (Gegenwartsfilm) und in dessen Rahmen bald ausschließlich dem shomin geki zu, dem Film über „gewöhnliche Leute“ – Mitte der 1920er Jahre von Yasujirō Shimazu begründet. Nach dem 2. Weltkrieg legte er seinen Fokus auf die Familie des städtischen Mittelstandes, der Welt, der Ozu entstammt und an die sich seine privaten und alltäglichen Erfahrungen knüpfen. Dieses Themenfeld bearbeitete er mit großer Zurückhaltung. Nichts Außergewöhnliches sollte das ruhige Klima trüben, der Wogenschlag von Mord, Blut, Katastrophe und Gewalt, den das japanische Kino nach 1945 favorisierte, findet nicht statt. Die wichtigsten Ereignisse sind die natürlichsten: Geburt, Heirat, eine Reise in eine andere Stadt oder nur ein Ausflug und der Tod. Sowohl hinter als auch vor der Kamera verband ihn die Zusammenarbeit mit einem eingespielten und profilierten Team, der „Ozu-Familie“, viele seiner Schauspieler:innen zählten zu den Stars ihrer Zeit, Setsuko Hara etwa, deren leiser Charme auch heute noch betört, und die nach Ozus Tod 1963 nie mehr vor der Kamera stand.
Aus Anlass seines 120. Geburtstages, den Yasujirō Ozu in diesem Jahr feiern würde, hat die Produktionsgesellschaft Shochiku gemeinsam mit der Japan Foundation mehrere Werke dieses „Chronisten der Lebensalter“ digital restauriert, von denen wir eine Auswahl vorstellen. Einige dieser Filme können wir sogar bei freiem Eintritt zeigen!
In Kooperation mit dem Japanischen Kulturinstitut (The Japan Foundation) Köln. Unser herzlicher Dank für das Zustandekommen gilt Angela Ziegenbein.
Double Features | Kinema Kurabu
Ergänzt wird die Hommage an Yasujirō Ozu durch zwei Double Features. Sie erweitern den Horizont und begründen unsere neue Filmreihe „Kinema Kurabu“ mit der wir gemeinsam mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Nordbayern (DJG) und dem Lehrstuhl für Japanologie an der FAU Nürnberg-Erlangen mehrmals im Jahr in die reichhaltige Filmgeschichte und Kinogegenwart Japans eintauchen wollen.
In den Pausen der Double Features verwöhnt Sie das japanische Restaurant „Kokoro“ mit einer stilechten Bento-Lunch-Box (vegetarisch oder mit Fisch).
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