Hommage an Philip Seymour Hoffman
Am 2. Februar vergangenen Jahres ist Philip Seymour Hoffman im Alter von nur 46 Jahren gestorben. Mit ihm hat das Kino einen atemberaubenden und wandlungsfähigen Charakterdarsteller verloren, der selbst seine kürzesten Auftritte zum Ereignis machte. Das Filmhaus würdigt den großen Schauspieler mit einer elf Filme umfassenden Hommage, beginnend mit der John-le-Carré-Verfilmung A MOST WANTED MAN (2014), in der er zum letzten Mal vor der Kamera stand. Wir freuen uns, dass wir alle Filme in der Originalfassung (mit Untertiteln) präsentieren können, Philip Seymour Hoffman also nicht nur im Bild, sondern auch durch seine unverwechselbare Stimme erlebbar machen können.
1967 in Fairport im Bundesstaat New York geboren, wurde Philip Seymour Hoffman an der renommierten Schauspielschule der New York University, der Tisch School of the Arts, ausgebildet. Weil er sich bereits früh der Schauspielerei zuwandte, hinterlässt er trotz seines frühen Todes ein vergleichsweise großes Werk. Seit 1991 spielte Hoffman in 53 Filmen mit, zunächst fast ausschließlich in Nebenrollen. Ende der 90er Jahre verschafften ihm Auftritte in P.T. Andersons BOOGIE NIGHTS (1997), Todd Solondz’ HAPPINESS (1998) und seine Darstellung des legendären Musikkritikers Lester Bangs in ALMOST FAMOUS – FAST BERÜHMT (2000), ersten verhaltenen Ruhm. Als er bereits Gefahr lief, auf Nebenrollen festgelegt zu werden, verkörperte er 2004 einen monomanischen Spieler in Richard Kwietniowskis NICHTS GEHT MEHR – DAS MILLIONENSPIEL DES DAN MAHOWNY, dem ersten Film, den er praktisch alleine trägt. Sein Ruhm steigerte sich, bis er in CAPOTE (2005) zum Star wurde. Die Titelrolle in dem Biopic brachte Hoffman neben dem Oscar für den besten Hauptdarsteller zahlreiche weitere Auszeichnungen ein.
Neben seiner Arbeit als Schauspieler und Regisseur bei der New Yorker LAByrinth Theater Company, deren künstlerischer Direktor er war, stand Philip Seymour Hoffman seit Mitte der 90er Jahre für fast alle namhaften US-Regisseure vor der Kamera, die zwischen unabhängigem Kino und den großen Studios arbeiten. Er drehte unter anderem mit den Coen-Brüdern, Spike Lee, Charlie Kaufman, Mike Nichols (DER KRIEG DES CHARLIE WILSON, 2007), Sidney Lumet (TÖDLICHE ENTSCHEIDUNG, 2007) und George Clooney. Eine besonders enge Arbeitsbeziehung verband ihn mit Regisseur Paul Thomas Anderson, der ihn in fünf seiner sechs Filme einsetzte, zuletzt 2012 in THE MASTER, in dem er die Titelrolle, einen sehr amerikanischen Sektenführer spielte. In JACK IN LOVE (2010), seinem Regiedebüt, stellte er einen zaghaften, schüchternen Mann mit Dreadlocks dar, dem sein Leben entglitten ist und der sich in New York einsam und deprimiert fühlt. „An irgendeinem Punkt in ihrem Leben können sich die meisten Menschen damit identifizieren“, so Hoffman. „Ich kann es jedenfalls.“
Philip Seymour Hoffman war auch in seiner Vielfältigkeit einer der ganz Großen des Kinos. Im Gegensatz zu anderen Ikonen der Schauspielkunst wie Al Pacino, Marlon Brando, Robert De Niro, in deren Kategorie er zweifelsohne gehört, bewahrte er allerdings eine Zerbrechlichkeit, eine Sensibilität und Schüchternheit, die beim Zusehen fast schmerzt. Philip Seymour Hoffman entblößte mit seiner körperlichen Präsenz, bleichem Teint, fleischigem Gesicht und Schmerbauch immer auch den nagenden Selbstzweifel. Erst der machte ihn so überragend. Den Kläglichen ihre Würde zu retten, sie nicht dem Gelächter preiszugeben, darin war Philip Seymour Hoffman der Größte. Dem Zuschauer ermöglicht er so, sich (in der Krise) selbst zu begegnen.
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