4.11. bis 22.11.2021

Entrückt und unnahbar – nach vier Jahren und ebenso vielen Filmen mit Regisseur und Lebenspartner Michelangelo Antonioni hatte sich Monica Vitti Anfang der 1960er Jahre international als herausragende Schauspielerin etabliert und war zugleich zum Inbegriff der entfremdeten Frau in einer entfremdeten Umwelt geworden. Ein Image, was sie im zweiten Teil ihrer Schauspielkarriere überraschend unterwanderte. In einer Reihe populärer italienischer Komödien präsentierte sich eine völlig andere Monica Vitti: witzig, temperamentvoll, lebenslustig. Wir widmen der großen italienischen Schauspielerin, die am 3. November 90 Jahre alt wird, eine Hommage mit acht Filmen aus den 1960er und 1970er Jahren.

Monica Vitti, 1931 als Maria Luisa Ceciarelli in Rom geboren, studierte Schauspiel, Tanz und Gesang an der Accademia d'Arte Drammatica und begann anschließend ihre Karriere beim Theater, wo sie u. a. in Stücken von Molière, Brecht und Ionesco auftrat. 1957 lernte sie als Synchronsprecherin für DER SCHREI Michelangelo Antonioni kennen, mit dem sie in den frühen 1960er Jahren in kurzer Abfolge vier epochemachende Filme drehte. Bereits ihr erster gemeinsamer Film L’AVVENTURA machte sie 1960 international bekannt, es folgten DIE NACHT (1961), LIEBE 1962 und DIE ROTE WÜSTE (1964). Monica Vitti wurde zum untypischsten Schauspielstar Italiens, der nicht die gewohnte volkstümliche Direktheit verkörperte und mit der schmalen Figur und dem scharf geschnittenen Gesicht nicht dem damals üblichen Schönheitsklischee des Landes entsprach: „Mein Körper hat nordische Maße, bereits als Mädchen meinten unsere Bekannten, ich sei Schwedin, Engländerin oder Deutsche, weil ich blond, grünäugig, sommersprossig, groß und hager war.“ In Antonionis Studien der Entfremdung des Menschen in der Moderne, der Leere und Beziehungslosigkeit wurde Monica Vitti mit ihrem reduzierten und konzentrierten Spiel zum Sinnbild der undurchdringlichen, einsamen Protagonistin.

Nach der acht Jahre währenden Arbeits- und Liebesbeziehung mit Michelangelo Antonioni wirkte Monica Vitti ab Mitte der 1960er Jahre verstärkt in komödiantischen Filmen mit und sah darin im Gegensatz zu vielen Interviewpartnern keinen Gegensatz zu ihren Rollen, die sie bei Antonioni gespielt hatte: „Auch mein Leben ist ja halb komisch, halb dramatisch. Entsetzen löst sich auf in Lachen. Morgens, nach dem Aufwachen, befinde ich mich mitten in einem Film von Antonioni. Der Tag liegt wie eine Mauer vor mir, es scheint keine Hoffnung, keinen Ausweg zu geben. Ich habe Lebensangst wie in DIE ROTE WÜSTE. Ich bin verunsichert wie in L’AVVENTURA. Ich zweifle an allem wie in LIEBE 1962. Erst nachmittags beginne ich zu leben, zu kämpfen. Und abends bin ich in Hochform, voller Witz, voller Ideen, dass ich sogar die anderen amüsieren kann. Das ist mein täglicher Kontrast. Ich habe Fröhlichkeit in Michelangelo Antonionis Leben gebracht – zumindest abends.“

Monica Vitti avancierte zum weiblichen Star der italienischen Komödie, die ansonsten von Männern dominiert war und drehte u. a. mit Mario Monicelli, Ettore Scola, Vittorio De Sica, Alberto Sordi und Luigi Comencini. Ihre Popularität als Komödiantin blieb jedoch weitgehend auf Italien begrenzt. Und obwohl sie im europäischen Ausland mit Regisseuren wie Joseph Losey und Luis Buñuel drehte, erreichte keiner ihrer Filme mehr die internationale Strahlkraft der Tetralogie von Michelangelo Antonioni. Nach mehr als 50 Filmen für Kino und Fernsehen zog sich Monica Vitti in den 1990er Jahren aus dem Schauspielgeschäft zurück, unterrichtete, schrieb und debütierte 1990 als Filmregisseurin. 1993 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, 1995 erhielt sie bei der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Der letzte öffentliche Auftritt von Monica Vitti, die seit langem an Alzheimer erkrankt ist, datiert aus dem Jahr 2002.

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