Filmmanifeste

6.6. und 7.6.2024

 

An zwei Tagen beschäftigt sich das Filmhaus mit der Geschichte des Filmmanifests. Diese meist kurzen und provokanten Texte treten immer dann in Erscheinung, wenn es zu Umbrüchen, Krisen und Konflikten kommt. Neben dem Oberhausener Manifest und dem Dogma 95-Manifest haben es allerdings nur wenige in die Filmgeschichtsbücher geschafft, dabei gibt es noch viele weitere Texte, insbesondere aus feministischen, queeren, anti-rassistischen und indigenen Kontexten zu entdecken!

 

Die Filme im Programm, die sich entweder explizit auf Manifeste beziehen, thematisch Manifestinhalte aufgreifen oder von Manifest-Autor*innen gemacht wurden, werden von Filmwissenschaftler*innen eingeführt.

 

Programm 1

Beide Filme beziehen sich auf das feministische SCUM Manifesto von Valerie Solanas: In der experimentellen Videoarbeit S.C.U.M. MANIFESTO 1967 (FR 1976, 29 Min., OmU, Regie: Carole Roussopoulos, Delphine Seyrig) wird der 1967 veröffentlichte radikale Text diktiert und mit Schreibmaschine hämmernd auf Papier übertragen. Ingemo Engströms Abschlussfilm an der HFF DARK SPRING (BRD 1970, 89 Min., OmeU), der episodenhaft eine Frau auf der Suche nach feministischen Utopien begleitet, inszeniert eine Lesung des Manifests.

Do., 6.6. um 20 Uhr, Einführung: Adriane Meusch, Bayreuth, u. a.

 

Programm 2

2020 schickt Apichatpong Weerasethakul aus seiner Quarantäne in Chiang Mai einen Brief an das Filmjournal filmkrant. Darin skizziert der Autor ein Covid-19 Cinema Manifesto, das ein Kino der Zukunft ohne Plot, ohne Bewegung, ohne Schnitte und ohne Musik entwirft. Die Vision von einem Kino als dekoloniales und antikapitalistisches gemeinschaftliches Projekt verfolgt das australische indigene Karrabing Film Collective, in deren Manifest es heißt: „No storyboard, no script, we make our films from our life and lands for our life and lands.“

Zu beiden Manifesten zeigen wir: A LETTER TO UNCLE BOONMEE (TH 2009, 18 Min., OmeU, Regie: Apichatpong Weerasethakul) und WHEN THE DOGS TALKED (AU 2014, 34 Min., OmeU, Regie: Karrabing Film Collective).

Fr., 7.6. um 17 Uhr, Einführung: Prof. Dr. Christa Blümlinger, Paris, u. a.

 

Programm 3

In dem queeren Experimentalfilm SUPER-8 GIRL GAMES (AT 1985, 2 Min., Ursula Pürrer, Ashley Hans Scheirl) schlagen sich die Filmemacher*innen einen Lichtblitz hin und her.

THE PASSION OF REMEMBRANCE (GB 1986, 80 Min., Regie: Maureen Blackwood, Isaac Julien) betrachtet hoch politisch feministische, queere und aktivistische Positionen der Schwarzen Community Großbritanniens der 1980er Jahre. Dabei verwebt der Film fiktionale Spielfilmsequenzen mit Found-Footage-Aufnahmen von antirassistischen Straßenprotesten und Polizeikonfrontationen.

Fr., 7.6. um 20.30 Uhr, Einführung: Prof. Dr. Marc Siegel, Mainz, u. a.

 

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem DFG-Forschungsprojekt „Das Filmmanifest. Geschichte, Ästhetik und Medialität einer aktivistischen Form“ an der Uni Bayreuth und der Uni Jena.