Filmland Portugal
Portugal ist bei uns vor allem als Urlaubsland beliebt, weniger bekannt ist leider, dass aus diesem Land am südwestlichen Ende der EU sagenhaft gute Filme kommen. Das könnte daran liegen, dass es in den letzten Jahrzehnten wenige Filme hierzulande zum Kassenschlager gebracht haben. Auch wird Portugal nicht mit einem bestimmt Stil des Filmemachens in Verbindung gebracht, wie es für andere europäische Länder gilt, deren Filmgeschichte uns viel präsenter ist.
Doch Portugal ist ein gutes Beispiel für ein kreatives, neues Kino, das in den letzten 15 Jahren vor allem an den Rändern der europäischen Union sichtbar geworden ist, wie z. B. auch in Rumänien oder Griechenland. Denn wo die Budgets klein sind, sprießen manchmal die ungewöhnlichsten Ideen. Natürlich hat die wirtschaftliche Lage Portugals, das nach der Finanzkrise ab 2008 von harten Austeritätsmaßnahmen der EU betroffen war, hierzu beigetragen, denn sie haben viel Stoff geliefert und die Filmszene des Landes politisiert.
International genießt das aktuelle portugiesische Kino ein hohes Ansehen. Auf den wichtigsten Festivals werden die neuesten Filme regelmäßig gezeigt und immer wieder mit Preisen ausgezeichnet, wie etwa 2019 in Locarno, als Pedro Costa für VITALINA VARELA den Festivalhauptpreis gewann. Die kreative Energie der Szene ist weiterhin ungebremst. Im Werk von Miguel Gomes, dem vielleicht bekanntesten Vertreter momentan, verwischen immer wieder die Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion, zwischen Sozialrealismus und Mythos, zwischen politischem Kommentar und Fantasie. Am umfassendsten ist dies sicher in seiner 1001-Nacht-Trilogie zu sehen, aber auch sein erster Langfilm OUR BELOVED MONTH OF AUGUST war bereits erfrischend unkonventionell. Der gerade schon erwähnte Pedro Costa dreht seine Filme hingegen mit kleinen Budgets in einer ästhetisch strengen Form und widmet sich den migrantischen Schicksalen in den Vororten Lissabons, wie in seinem 2014 gedrehten HORSE MONEY. João Pedro Rodrigues, der mit DER ORNITHOLOGE in unserem Programm vertreten ist, ist ein wichtiger Vertreter des Queer Cinema und auch bei ihm ist es vom Neorealismus zur mythisch aufgeladenen Erzählung nur ein kurzer Schritt.
Die letzten Jahre im portugiesischen Kino waren ein regelrechter Aufbruch, in dem viele interessante neue Stimmen in Erscheinung getreten sind. Wen man sich umschaut, kann man eigentlich nur staunen und muss sich fragen, welches andere Kinoland solch originelle Filme wie beispielsweise den vom Sozialrealismus in ein Musical kippenden A FABRICA DE NADA von Pedro Pinho (zu sehen in unserem kino 3) oder eine quietschbunte Satire über Superstarverehrung, Sportbegeisterung, Flüchtlingskrise, Rechtspopulismus und Machismo wie DIAMANTINO von Gabriel Abrantes und Daniel Schmidt hervorbringt.
In unserem Schwerpunkt zum Filmland Portugal wollen wir versuchen, einen Einblick in die schillernde Filmkultur am südwestlichen Rand Europas zu gewähren. Wir freuen uns, wenn Sie Lust haben, uns auf diese Entdeckungsreise zu folgen. Ergänzt wird das Programm in unseren Kinosälen durch drei Filme in unserem virtuellen kino 3.
In der Ansicht unten bitte auf den jeweiligen Film klicken um alle Spieltermine zu sehen. Das vollständige Programm ist in Kürze verfügbar.