100 Jahre Columbia Pictures
28.3. bis 27.4.2025
Die Frau mit der Fackel im Vorspann der Filme von Columbia Pictures zählt zu den Wahrzeichen Hollywoods. Das 1924 von den Brüdern Jack und Harry Cohn und Joe Brandt gegründete Studio realisierte zunächst schnell produzierte, mäßig erfolgreiche Low-Budget-Filme. Der Aufstieg vom Poverty Row- zum Major-Studio erfolgte in den frühen 1930er Jahren und ist eng mit dem Regisseur Frank Capra verbunden, den Harry Cohn für Columbia engagieren konnte.
Als Produktionsleiter und Präsident wurde Harry Cohn nach dem Ausscheiden von Joe Brandt 1932 zur dominierenden Kraft bei Columbia Pictures und blieb es bis zu seinem Tod im Jahr 1958. Cohn verfügte über das richtige Gespür, einen Ausgleich zwischen seinen kommerziellen Interessen und der künstlerischen Freiheit der Filmemacher*innen zu finden. So war Frank Capra, der 26 Filme für Columbia drehte, einer der wenigen Regisseure, die in Hollywood eine weitgehende Kontrolle über ihre Arbeit hatten. Innerhalb eines Jahrzehnts, zwischen 1933 und 1942, erhielten seine Filme 40 Oscar-Nominierungen und wurden mit zwölf Oscars ausgezeichnet, darunter drei für die Beste Regie und zwei für den Besten Film. Capra führte das Studio aus der Zweitklassigkeit und entwickelte einen spezifischen Columbia-Stil. Der „Capra Touch“ – ein von Eleganz und Witz, exaktem Timing, präzisen Dialogen und humanistischen Idealen geprägtes, gefühlsbetontes Kino mit persönlicher Handschrift – vermittelte Hoffnung und Optimismus in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten. „Columbia-Filme in ihren besten Zeiten waren nicht nur Träume, sie waren Heilungsversuche, Therapien, Befreiungsfantasien.“ (Georg Seeßlen)
Auch wenn Harry Cohn kein Vorreiter der Gleichbehandlung von weiblichen Angestellten war, entwickelte sich das Studio unter seiner Leitung zu einem überraschend offenen Ort für starke Frauen wie Katharine Hepburn, Jean Arthur, Rosalind Russell, Barbara Stanwyck, Irene Dunne, Rita Hayworth und Kim Novak. Als Reporterinnen, Agentinnen oder Unternehmerinnen, die die Tricks von Macht und Geschäft besser durchschauten als ihre männlichen Konkurrenten, waren sie das Gegenteil von passiven Sexsymbolen. Dorothy Arzner, die einzige offen lesbische Filmemacherin im klassischen Hollywoodkino (der das Filmhaus letzten Herbst eine umfangreiche Hommage gewidmet hat), arbeitete ebenso für Columbia wie die Drehbuchautorin und Produzentin Virginia Van Upp, eine der wenigen Frauen in Hollywood, die in den 1940er Jahren den prestigeträchtigen Titel einer „Ausführenden Produzentin“ bekam.
In den 1930er- und 1940er Jahren, Hollywoods Glanzzeit, entstanden jährlich bis zu 50 Columbia-Filme der unterschiedlichsten Genres: Screwball-Komödien und Western, Film noir und Kriegsfilme, Melodramen und Musicals, neben den großen Star-Produktionen auch weiterhin B-Movies und Serials.
Das Locarno Film Festival hat 2024 anlässlich des 100. Jahrestags der Studio-Gründung in einer von Ehsan Khoshbakht kuratierten Retrospektive 40 Filme aus den 1930er- bis 1950er Jahren präsentiert. Erstmals ist das Filmhaus Teil der Tour der Retrospektive und zeigt eine Auswahl von 13 Columbia-Produktionen aus den Jahren 1933 bis 1959, darunter Klassiker berühmter Regisseure wie Frank Capra, John Ford, Fritz Lang und Orson Welles, aber auch weniger bekannte Werke, die hierzulande auf ihre (Wieder-)Entdeckung warten. Unser Dank gilt Ehsan Khoshbakht, Caterina Renzi sowie Victoria Manconi.
