Summer in the city – Abkühlung auf der Burg

von Katharina Heinemann und Sven-Patric Klameth - 7.6.2024

Nürnberg - Mächtig thront sie über der Stadt und ist doch viel mehr als ihr weithin bekanntes steinernes Wahrzeichen und ein kulturgeschichtliches Juwel: Die Nürnberger Kaiserburg ist bei heißen Temperaturen ein Ort der kühlen Erholung für jedermann – über und unter der Erde.

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Kaiserburg Nürnberg, Luftaufnahme, Blick auf die Untere Bastei © www.kreativ-instinkt.de

Wenn in der Altstadt die Luft vor Hitze steht, versprechen geheime Ecken auf der Nürnberger Kaiserburg Abkühlung und Erfrischung - zum Beispiel bei einem Besuch der kaiserlichen Doppelkapelle, die hinter ihren dicken Sandsteinmauern ein gleichmäßig kühles Klima verspricht. Oder man biegt nach einer kurzen Pause im Burgcafé hinter dem Burgamtmannsgebäude durch das hohe Gatter nach links ab auf die schattige Nordseite der Burg mit ihren herrlichen Bastionsgärten.

Hier erwarten die Gäste liebevoll von den Gärtnerinnen und Gärtnern der Schlösserverwaltung gepflegte Blumenbeete mit einer erstaunlichen Vielfalt an Sorten und Farben. Die Blüten sind eine Augenweide und die stillen Wege auch im Hochsommer eine einzigartige Oase der Ruhe inmitten der quirligen Stadt.

Deren Ausmaße sind gewaltig: Die Gärten der Burg haben eine Größe von etwa 8000 Quadratmetern. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie auf den Bastionen des 16. Jahrhunderts unter König Maximilian II. von Bayern vom Hofgärtner Karl Effner sen. (1791–1870) neu gestaltet. Die Gabe für das Planen von Grünanlagen war ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Johann Jacob Effner war verantwortlich für den Nymphenburger Schlosspark in München: eine Familie mit grünem Daumen.

Karl Effners Entwurfsplan von 1855 sah vor, die Aufenthalts- und Schmuckflächen auf den drei vorspringenden Bastionen auf geometrischen Grundflächen anzulegen. Die schmalen Zwingerflächen, welche die Bastionen verbinden, gestaltete er im landschaftlichen Stil, indem er schablonenartig geschwungene Fußwege an der dicht geschlossenen Randbepflanzung entlangführte. Die innen liegenden Rasenflächen bepflanzte man mit Obstbäumen, kleineren Zierstrauchgruppen und Blumen. Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs sollten die Bürger freien Zugang zum Schlossgarten erhalten.

Die bis heute nahezu kontinuierliche Gartenpflege hat dazu geführt, dass sich in den historischen Außenanlagen eine artenreiche Flora und Fauna entwickeln konnte. Das Biodiversitäts-Projekt Lebensraum Burg belegt das sehr ansehnlich. Gestalterisch wurde in den vergangenen Jahren damit begonnen, den Stil der 1950er Jahre, der nach den Kriegszerstörungen im Burggarten Einzug hielt, wieder stärker zum Vorschein zu bringen. Die asphaltierten Gartenwege werden nach und nach durch Kieswege ersetzt, das Wegesystem wird angepasst und vereinzelt ausgefallene Ziersträucher und Rosen werden wieder nachgepflanzt.

Die zu Beginn der 1950er Jahre gestalteten Gartenpartien auf den vorkragenden Bastionen nehmen eine besondere Stellung im Burggarten ein: Auf der großen Bastei erstrecken sich gerahmt von großen, Schatten spendenden Bäumen vier duftend blühende Rosenbeete in Form eines Quadratparterres. Ein Weg führt von hier aus zum Südteil des Gartens auf der unteren Bastei mit seinem geschnittenen Baumrondell aus Feldahorn. Dort laden Gartenbänke dazu ein, die bunte Blumenpracht mit Muße zu genießen.

Sollte es in einem Hitzesommer auch im Burggarten noch zu warm sein, gibt es eine unterirdische Alternative: Führungen in den Kasematten der Kaiserburg bieten Kühle und Kulturgeschichte zugleich. Auch die Kasematten sind Teil der gewaltigen Bastionen, die der Malteser Festungsbauspezialist Antonio Fazuni zwischen 1538 und 1545 an der Nordseite der Burg im Auftrag des Rates der Stadt errichtete. Im Zentrum der in Höhe und Breite gestaffelten Bauteile, die keine toten Winkel haben sollten, entstand nach italienischem Vorbild eine gewaltige Spitzbastion.

Sollten es Angreifer schaffen, bis in den tiefen und weiten Graben der Stadt- beziehungsweise Burgbefestigung vorzudringen, konnten sie von den Kasematten aus unter Beschuss genommen werden. Denn im Inneren der Bastionen gibt es gewölbte, schusssichere Verteidigungsgänge mit zahlreichen Schießscharten. Und dort ist es auch im heißesten Sommer angenehm temperiert.

In den Sommerferien gibt es für Kinder ein spezielles Programm zur Erkundung der Kasematten: Unter dem Motto „Achtung! Späher und Spione gesucht – Auf Entdeckertour in den unterirdischen Gängen der Kaiserburg“ schlüpfen die Kleinen in die Rolle von Agenten. Sie besichtigen die Befestigungsanlagen und schmieden einen Plan zur Eroberung der Kaiserburg. Auch dafür braucht man einen kühlen Kopf…

Kaiserburg Nürnberg
Auf der Burg 17
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten: tägl. 9 – 18 Uhr, ab 1. Okt 10 – 16 Uhr
Telefon: 0911 24 46 59-0
kaiserburg-nuernberg.de

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