Berliner Bildhauer stellt aus

Mit Oliver van den Berg in die Sterne gucken

von Harriet Zilch - 28.2.2023

Nürnberg - Oliver van den Berg wurde durch Skulpturen und Installationen bekannt, die von technischen Instrumenten wie Flugschreibern, Radargeräten oder Sternenprojektoren ausgehen. Bis zum 4. Juni 2023 präsentiert die Kunsthalle Nürnberg mit der Ausstellung Blinde Passagiere zentrale Werke des in Berlin lebenden Bildhauers.

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Oliver van den Berg, Sternenprojektor, 2005, Sperrholz, VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Herr van den Berg, für Ihre Skulpturen lassen Sie sich von bestehenden Objekten inspirieren und nutzen häufig Vorbilder aus der Technik.
Warum?

Der Anlass für meine Herstellung von Modellen ist immer eine persönliche Wahrnehmung. Ich erschaffe ein Objekt, das eine allgemeine Bedeutung hat, jedoch absolut subjektiv ist, das Nachempfindung und Neuerfindung zugleich ist. Technisch ist es eine Verfahrensumkehrung: Der Weg der Fertigung eines technischen Produktes führt über das Modell zum Prototyp und dann zur Serienherstellung. Ein Modell von bereits existierenden Endprodukten ist ein Rückschritt nach vorne, um sich das Produkt anzueignen.

Oft entstehen technologische Innovationen, weil Menschen nach Lösungen für Aufgaben suchen, die sie nicht oder nicht effizient bewältigen können. Führen Sie durch Ihre skulpturalen Aneignungen auch die Technikgläubigkeit des Menschen ad absurdum?

Ich möchte nicht werten. Meines Erachtens stelle ich reale Objekte heraus, um sie für meine Haltung zu nutzen. Dieses Herausstellen bietet sowohl die Möglichkeit zur Kritik als auch zum Goutieren des Objektes. Problematisch finde ich, wenn ich kein Verhältnis zu den von uns hergestellten Dingen habe und mich ohnmächtig ihrer bediene und somit die Gegenstände eher mich steuern.

Ihr Werk wird häufig in der kulturgeschichtlichen Tradition von Mensch-Maschine-Analogien gesehen. Was bedeutet das für Sie?

Das Wesenhafte in Dingen oder auch die Personifizierung von Objekten liegt mir sehr nahe. Es ist ununterscheidbar, ob wir Objekte nur mit „menschlichen“ Attributen wahrnehmen, da wir uns selbst hineinprojizieren oder ob es doch eine unmittelbare Verwandtschaft zwischen uns und diesen Dingen gibt. Maschinen als Prothese des Menschen, um die menschlichen Möglichkeiten zu erweitern, dienen mir als Spiegel für das, was den Menschen ausmachen kann.

Die Werkgruppe der Stoßzähne unterscheidet sich von vielen anderen Ihrer Werke, auch weil ein technischer Kontext fehlt. Warum?

Organische Formen sind in meinem Werk bisher selten zu finden. Umso glücklicher war ich über den Fund der Stoßzähne. Die einzelnen Objekte sind alle unterschiedlich und haben dennoch dieselbe Bezeichnung. Jedes Einzelteil ist für die Gesamtinstallation entbehrlich und zugleich einzigartig. Ausgangspunkt war ein Zeitungsfoto aus Afrika, auf dem ein Schmugglerfund von Elfenbein auf der Straße förmlich ausgestellt wurde. Da lagen hunderte von Stoßzähnen, die alle gleich und doch verschieden waren. Also mein Thema par excellence.

Kunsthalle Nürnberg
Lorenzer Straße 32
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Telefon: 0911 2 31-28 53
kunsthalle.nuernberg.de

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