Eröffnung steht bevor

Eine Synagoge im Freilandmuseum

von Herbert May und Saskia Müller - 7.6.2023

Bad Windsheim - Äußerlich wirkt das schlichte zweigeschossige Gebäude im Westen des Museumsgeländes wie ein ganz gewöhnliches Bauernhaus, nichts deutet darauf hin, dass wir es hier mit einem ganz besonderen Haus zu tun haben. Am 15. Oktober ist es endlich soweit – dann wird im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim die Synagoge aus Allersheim im Landkreis Würzburg feierlich eröffnet. Es ist die bislang einzige Synagoge in einem süddeutschen Freilichtmuseum.

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Am alten Standort glich das Gebäude einer Ruine – wiederaufgebaut im Museum wird die Synagoge zu den Highlights zählen!

Das lange leerstehende und reichlich ruinöse Gebäude kam 2014 aus der unterfränkischen Ortschaft Allersheim – zerlegt in zahlreiche Wandteile – mit dem Sattelschlepper nach Bad Windsheim. Die Kenntnis von der Geschichte dieses Hauses war in der Gemeinde kaum mehr präsent. Die um 2010 erfolgte „Wiederentdeckung“ der Synagoge ist dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu verdanken und hier vor allem dem Synagogenexperten Hans-Christof Haas. Mit der Mikwe im Keller, der Wohnung des Rabbiners im Erdgeschoss und dem Betsaal im Obergeschoss lässt sich gewissermaßen das „Vollprogramm“ einer Synagoge nachvollziehen.

Für das Fränkische Freilandmuseum ist die Übernahme der Synagoge ein Glücksfall, denn nun wird man endlich der historischen Bedeutung des fränkischen Landjudentums gerecht, zu dem es im Museum bislang noch keinerlei bauliche Zeugnisse gibt. Im Unterschied dazu ist die katholische und protestantische Volksfrömmigkeit in vielen Gebäuden auf dem Museumsgelände ein Thema, in der Spitalkirche dreht sich alles um den Protestantismus in Franken.

Aufgrund der schwindenden Mitgliederzahlen der jüdischen Gemeinde in Allersheim ist das Gebäude wohl schon um 1880/90 nicht mehr als Synagoge genutzt und schließlich 1911 an einen örtlichen Landwirt verkauft worden – ein Phänomen, das auch andere jüdische Landgemeinden in jener Zeit betraf.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte durch die Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung eine Abwanderung von Juden aus den Dörfern in die Städte ein. Die Allersheimer jüdische Gemeinde umfasste um 1800 noch rund 100 Personen, um 1900 waren es unter zehn. Von ihrem Umzug in die Städte erhofften sich die meisten bessere Verdienst- und Lebensmöglichkeiten.

Der Allersheimer Neubesitzer richtete in dem ehemaligen Betsaal Wohnstube und Kammer ein und entfernte deshalb auch das ursprüngliche Holztonnengewölbe, das den Betsaal überspannte. Doch ist beim Umbau glücklicherweise ein Teil der alten Deckenbretter „recycelt“ worden, sodass das Holztonnengewölbe des Betsaals bestens rekonstruierbar ist.

Die Synagogennutzung steht beim Wiederaufbau im Freilandmuseum natürlich im Vordergrund. Eine umfangreiche Dauerausstellung will das einstige jüdische Leben im ländlichen Raum Frankens nahebringen. Die Herzstücke der Ausstellung bilden ausgewählte, über eine Medienstation abrufbare Biografien von ehemaligen Allersheimer Jüdinnen und Juden und der weitgehend rekonstruierte ehemalige Betsaal mit der Frauenabteilung. Die Mikwe und das rituelle Tauchbaden, das Leben und Wirken von Rabbinern auf dem Land sowie die jüdischen Speisevorschriften und ihre Bedeutung für das Alltagsleben sind weitere Themen der Ausstellung im Haus. Doch ist auch der Umbau zum Bauernhaus bei der musealen Präsentation nicht ganz außer Acht zu lassen, zumal um 1900 Umnutzungen von ehemaligen Synagogengebäuden in Franken nicht selten waren.

Am alten Standort der Synagoge in Allersheim erinnert heute nur noch ein jüdischer Friedhof an die Geschichte der dortigen jüdischen Gemeinde. Wer schon mal virtuell in der Synagoge vorbei schauen mag, dem seien die beiden Blogs auf der Museumswebsite (Bautagebuch und Biografien) empfohlen.

Fränkisches Freilandmuseum
Eisweiherweg 1
91438 Bad Windsheim
Öffnungszeiten: Geöffnet täglich 9 – 18 Uhr
Telefon: 09841 66-800
freilandmuseum.de

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