Im Neuen Museum: Testimony zeigt Kunst, die Zeugnis ablegt

von Thomas Heyden - 13.6.2024

Nürnberg - Boris Lurie überlebte den Holocaust. Frühe Werke, in denen er das Erlittene verarbeitet, treffen ab 14. Juni im NMN auf junge Kunst aus Osteuropa.

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Agata Bogacka, Annexation, 2022 © NOWA 20_21 Collection. Courtesy the artist and Gunia Nowik Gallery

Die Künstlerinnen und Künstler kommen aus Belarus, wo ein Unrechtsregime herrscht, aus Polen, das vor nicht langer Zeit eine nationalkonservative Regierung abwählte, und aus der Ukraine, das 2022 von Russland angegriffen wurde und um seine Unabhängigkeit kämpft.

Paulina Olszewska, die als Kuratorin in Warschau für die renommierte Galeria Studio arbeitet, hat Kunstwerke zusammengetragen, die für Menschenrechte und politische Freiheit eintreten. Dies verbindet sie mit der Kunst des sehr viel älteren Boris Lurie (1924-2008), der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Er stammte aus einer jüdisch-russischen Familie, die in den 1920er-Jahren nach Riga zog. Dort fielen der weibliche Teil der Familie und Boris Luries Jugendliebe dem Massaker im Wald von Rumbula zum Opfer. Sein Vater und er überlebten verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager. Nach der Befreiung emigrierten beide nach New York, wo Boris Lurie ein oftmals verstörendes künstlerisches Werk schuf.

Die Ausstellung Testimony (Zeugnis) konzentriert sich auf frühe Arbeiten Luries, vor allem Zeichnungen, die nach visuellen Metaphern für die existenzielle Erschütterung und das Grauen suchen. Während er in seinen Blättern auf figürliche Darstellungen vertraut, erforscht die polnische Malerin Agata Bogacka rein ungegenständlich das Ziehen und Aufheben von Grenzen. Ihr Gemälde Annexation (Annexion) war prophetisch, da sie es zwei Wochen vor der russischen Invasion in der Ukraine fertigstellte.

Boris Lurie, Untitled, 1946 © Boris Lurie Art Foundation

Neues Museum Nürnberg
Klarissenplatz
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Telefon: 0911 2 40 20 69
nmn.de

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