Mädchen im Sessel, 1949
Öl auf Leinwand, 60 x 50,5 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf von der Künstlerin, 1949

Dore Meyer-Vax gehört der Generation von Künstlern an, deren Lebensweg und Lebenswerk durch den Nationalsozialismus unterbrochen und unterbunden wurde. 1908 in Nürnberg geboren, studierte Meyer-Vax zunächst von 1926 bis 1929 an der Nürnberger Staatsschule für angewandte Kunst bei Rudolf Schiestl und Max Körner. 1929 wechselte sie an die Berliner Preußische Akademie der Bildenden Künste, wo sie Schülerin von Emil Richard Weiß (1875 – 1942) und Karl Hofer (1878 – 1955) wurde. Mit letzterem verband sie wie mit dem jüdischen Maler Felix Nussbaum (1904 – 1944) bis zu dessen verfolgungsbedingter Emigration eine Freundschaft. 1933 wurde Meyer-Vax mit einem Ausstellungsverbot belegt und von der Gestapo verhört. Nachdem ihr Mann Walter Meyer 1942 in Stalingrad gefallen war und 1943 fast ihr gesamtes gemeinsames künstlerisches Oeuvre in Berlin bei einem Bombenangriff vernichtet wurde, kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie bis Kriegsende Zwangsarbeit in einem Transformatorenwerk leisten musste. Gemäß ihrem Motto „malenswert ist vor allem der Mensch“ widmete sich Dore Meyer-Vax vor allem der Figurenmalerei, daneben entstanden Stillleben. Sie blieb dabei auch nach 1945 ihrem figurativen Stil treu und malte eindrucksvolle Bilder der conditio humana nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Einen intimeren Moment fing Meyer-Vax in dem 1949 entstandenen Gemälde „Mädchen im Sessel“ ein, das noch im selben Jahr von der Stadt angekauft wurde. Das Motiv eines kauernden Kindes nahm sie ein Jahr später in einem großformatigen Linolschnitt nochmals auf. Er wurde 1977 in der Ausstellung „Der Kreis“ in der Kunsthalle gezeigt. Der Künstlergruppe gehörte sie seit 1948 an. Seit der Wiederentdeckung der „verlorenen Moderne“ werden ihre Werke regelmäßig in Ausstellungen präsentiert.

Dr. Andrea Dippel