Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Filmhaus-Freund:innen,
unser neues Programm ist da! Wir starten voller Vorfreude in die kommenden zwei Kino-Monate und widmen dem gesellschaftskritischen, preisgekrönten und international gefeierten Costa-Gavras vom 4.5.-7.6. eine Werkschau. Mithilfe der spannungsgeladenen Form des kommerziellen Films behandelte Costa-Gavras brisante politische Inhalte und etablierte das Subgenre des gesellschaftskritischen Politthrillers im Kino. Nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart nimmt der 90-Jährige, der seit 2007 wie schon von 1982 bis 1987 als Präsident der Cinémathèque française wirkt, immer noch bissig und engagiert unter die Lupe. Am 4.5. starten wir mit MORD IM FAHRPREIS INBGEGRIFFEN, der starbesetzten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sébastien Japrisot. EIN MANN ZUVIEL folgt am 5.5. Ein komplexer Partisanen-Thriller, den Costa-Gavras drehte, bevor er weltweit als Synonym für linkes politisches Mainstream-Filmschaffen wahrgenommen wurde. Z – ANATOMIE EINES POLITISCHEN MORDES, den wir am 7.5. zeigen, ist der Referenzfilm im Bereich der Politthriller: Costa-Gavras seziert die Motive und Methoden eines vom Militär geführten Schattenstaates, der die Demokratie längst ausgehöhlt hat. DAS GESTÄNDNIS (9.5) ist eine halbdokumentarische Nachzeichnung politischer Vorgänge in der ČSSR von der stalinistischen Parteisäuberung 1951 bis zum „Prager Frühling“ 1968. Eine beklemmende Studie der Wirkungen politischen Terrors, die über die Einzelschicksale hinaus allgemeingültige Aussagen macht.
Die Blaue Nacht steht 2023 unter dem Motto „Botschaften” und wir präsentieren am Samstag unser wunderbares Blaue-Nacht-Kurzfilmprogramm, denn gerade der Kurzfilm ist in der Lage, sich spielerisch, überaus vielfältig und genreübergreifend auszudrücken. In dem kuratierten Programm mit internationalen aber auch regionalen Produktionen, reicht das Spektrum von Botschaften in Träumen bis hin zu Botschaften im Internet und ihrer Wirkung.
NACH DER ARBEIT, einer unserer Neustarts, erzählt in starken Bildern und Porträts vom Sinn und Unsinn der Arbeit für den Menschen und davon, welch unerwartete Möglichkeiten das Leben ohne Arbeit bietet. Der Film wirft einen humorvollen Blick auf das Leben und es entstehen teils witzige, teils traurige, auch skurrile, aber auf alle Fälle lebensbejahende Geschichten über Abschied und Neuanfang. Am Sonntag, den 7.5. begrüßen wir zur Vorstellung um 19 Uhr die Protagonistin Jutta Kamman, die in der TV-Serie IN ALLER FREUNDSCHAFT über 20 Jahre lang Oberschwester Ingrid Rischke verkörperte, sowie Regisseur Alexander Riedel.
Hypnotisch, poetisch, rätselhaft – das ist Angela Schanelecs MUSIC und unser zweiter Neustart der Woche. Ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch bei des diesjährigen Berlinale, ist MUSIC Schanelecs ganz eigene und überwältigende zeitgenössische Darstellung der Tragödie des Ödipus.
In unserer Reihe Essentials zeigen wir mit einer Einführung durch Tobias Lindemann am 8.5. um 19.30 Uhr STALKER. Andrei Tarkowski nutzt in seinem fünften Spielfilm das Science-Fiction-Genre für eine philosophische Reise in die menschliche Psyche. Ein solitärer, einflußreicher Film, der viele Deutungsmöglichkeiten eröffnet und zu den großen Werken der Filmgeschichte gezählt wird.
Am 10.5. laden wir herzlich zur Nürnberg Premiere von RADIKAL AN DER BASIS – DAS NÜRNBERGER KOMM ein. Das Nürnberger Künstlerhaus war von 1973/74 bis 1996 als „KOMM“ ein bundesweit beachteter Pionier für ein neues Kulturverständnis. Basisdemokratisch und selbstverwaltet anfangs unter Trägerschaft der Stadt, später als Verein in enger Partnerschaft mit der Stadt. Für die Verantwortlichen in der Stadt war die Einrichtung ein waghalsiges Modell, stets argwöhnisch beäugt von konservativer Politik und endgültig mit der Massenverhaftung von 1981 über Wochen landesweit in den Schlagzeilen. Die Dokumentation blickt anhand von Archivmaterial und mit Zeitzeugen-Interviews auf die wechselvolle sozial-, jugend- und kulturpolitische Geschichte des KOMM zurück. Unter dem Motto „Next Generation“ findet im Anschluss an den Film ein Podiumsgespräch zu den aktuellen Herausforderungen einer „Kultur für alle“ statt.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ihr Filmhaus Nürnberg